Ein typischer bretonischer Sport, den man auf vielen keltischen Festen erleben kann, ist dass Lutte bretonne oder Gouren.
Das Lutte bretonne, bretonisches Ringen oder keltisch Gouren, ist eine sehr alte sportliche Disziplin, seine originären Wurzeln verlieren sich im Dunkel der Zeit. Es ist jedoch allgemein anerkannt, dass es während des 5. und 6. Jahrhunderts zur Zeit der Invasion der Sachsen, Angeln und Jüten von Flüchtligen in die Bretagne gebracht wurde. Im Mittelalter verbrachte man viel Zeit mit der Ausübung dieses Sports.
Von jeher haben es die Bewohner der Bretagne geliebt, miteinander im sportlichen Wettkampf zu konkurrieren und die berühmtesten Kämpfe und Kämpfer waren oftmals Gesprächsstoff an langen Winterabenden und auch ein Thema auf Messen und Märkten. Viele alte Chroniken zeugen von der Famosität der bretonischen Ringer. Es gab keine Feier ohne Ringkampf, selbst bei Hochzeitsfeierlichkeiten trugen sie oftmals zur Unterhaltung bei.
1928 gründete Docteur Cotonnec aus Quimperlé mit einigen seiner Freunde ein „Comité de Lutte Bretone“. Nach Aufstellung eines Regelwerkes zur sportlichen Ausführung dieser historischen Kunst und einigem Hin und Her erhielt dieses Komitee den Namen Fédération des Amis des Luttes et Sports Athléthiques Bretons, kurz F.A.L.S.A.B.
Sobald ein Körperteil eines Ringers den Boden berührte (ausgenommen die Füße natürlich) wurde der Kampf entweder zeitweise unterbrochen oder gänzlich beendet. Eine Wurftechnik zum Beispiel, bei dem beide Schultern des Geworfenen den Boden berührten, führte zum sofortigen Sieg (Lamm) und der Kampf wurde für beendet erklärt. „Ring“ oder Kampfplatz für das Gouren im Freien ist eine kreisrunde Kampffläche die mit Sand oder Sägemehl kenntlich gemacht und gleichzeitig gepolstert wird.
Die Ringer sind bekleidet mit einem strapazierfähigen, kurzärmeligen weißen Hemd (Ar rochet) ohne Kragen, dessen Beschaffung an eine dünne Judo-Jacke erinnert, mit integriertem Gürtel. Dazu trägt man eine kurze oder ¾ lange Hose (Bragou). Die Griffarten variieren: Mit dem Arm oberhalb der Taille, einem Griff ans Hemd, den Gürtel oder um die Taille. Die Beine kreuzen oder haken das gegnerische Bein (Kliket) oder aber man mäht oder sichelt das Bein des Gegners (Taol biz Troat).
Andere Techniken wurden aufgrund ihrer Gefährlichkeit aus dem Reglement entfernt. Vor jedem Kampf (Pegad) schütteln die Athleten einander die Hände und küssen sich nach bretonischem Brauch dreimal auf die Wangen.
Ein Zeichen des Sieges der traditionellen Turniere (Mod koz) war zu früheren Zeiten die Überreichung eines lebenden Widders (Maut) an den Champion. Heutzutage ist es oftmals ein Pokal in Form eines Widders.
Das Gouren ist eine sehr komplexe Sportart, nach einem bretonischen Sprichwort macht es die Menschen „biegsam wie Weiden und robust wie Eichen“. Neben dem körperlichen Aspekt des Sports wird auch viel Wert auf Selbstbeherrschung und Höflichkeit gelegt.
Vor jedem Turnier sprechen die Athleten gemeinsam den Eid des Gouren auf bretonisch:
„M’hen tou da c’houren gant lealded, hep trubarderezh na taol fall ebet, evit ma enor ha hini ma bro, en testoni da ma gwiriegezh, hag evit heul giz vat ma zud-koz, kinnig a ran da c’henvreur ma dorn ha ma jod“
Was soviel bedeutet wie:
„Ich schwöre treu zu kämpfen, ohne Verrat, ohne Brutalität, für meine Ehre und mein Land, als ein Zeichen meiner Aufrichtigkeit folge ich dem Brauch meiner Vorfahren und eifere ihnen in Wort und Tat nach“
verfasst von Jörg Kuschel , Quellenangaben:
Die in diesem Artikel verarbeiteten Informationen basieren auf einem Gespräch, das ich während einer Fête Breton in Clohars Carnoët mit einem Lehrer des Gouren führte und auf Inhalten einer Broschüre, die er mir danach überreichte.